Der Zeitpunkt der Erbauung der Kirche ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass sie im Laufe ihrer Baugeschichte mehrmals aus- und umgebaut wurde. Während das Kirchenschiff im gotischen Stil erbaut wurde, ist der Kanzelaltar barocken Ursprungs, wurde aber ebenfalls stark umgebaut (s. u.).
Ickelheim gehörte lange zum (katholischen) Deutschen Orden, genauer zur Ordenskommende Virnsberg. Das Schloss in der Schlossgasse, das als Amtshaus des Deutschordens diente, wurde sorgfältig hergerichtet. In der Kirche zeugen das Wappenschild an der Stirnseite des Kanzelaltars und das neu auf den Schlussstein aufgemalte Deutschordenswappen von dieser Verbindung.
Aufgrund der Zugehörigkeit zum (katholischen) Deutschen Orden und dessen direkter Anwesenheit im Dorf konnte Ickelheim im Gegensatz zu Bad Windsheim und den anderen umliegenden Dörfern nicht ab 1525 die evangelische Lehre annehmen. Stattdessen war der Ort über Jahrzehnte hinweg heftig umkämpft zwischen den evangelischen Markgrafen und den Deutschordensrittern. Diese massiven Streitigkeiten wurden erst durch den Westfälischen Frieden von 1649 endgültig beigelegt, mit dem der Dreißigjährige Krieg endete – also über einhundert Jahre nach der Reformation. Mit dem Westfälischen Frieden gab der Deutsche Orden Ickelheim somit an die Evangelischen ab. Von da an blieben Kirche und Dorf evangelisch.
Infolge dieser (Neu-)Orientierung des Glaubens wurde das Kircheninnere umgebaut: Die Kanzel, die bis dahin an der rechten Säule vor dem Chorraum (mit Blick zum Altar) ihren Platz gehabt hatte, wurde in den Hochaltar eingefügt, wobei das vierte Evangelistenfeld aus der Sicht verschwand. Seither hat die Ickelheimer St.-Georgs-Kirche einen Kanzelaltar, der dem evangelischen Verständnis entspricht. Demnach ist das Wort der Heiligen Schrift sowie dessen Auslegung in der Predigt von größter Bedeutung. Die Dreieinigkeit Gottes ist im Ickelheimer Kanzelaltar auf ganz eigentümliche Weise dargestellt. Auf dem Altaraufsatz sind als Halbplastiken Gottvater und die Taube, die den Heiligen Geist symbolisiert, zu sehen. Darunter befindet sich die eingehängte Kanzel, die im Vergleich übergroß wirkt, während das vergoldete Kruzifix mit dem gekreuzigten Jesus vergleichsweise klein erscheint. Der Gesamteindruck wird erst stimmig, wenn man sich vor Augen führt, dass im Johannesevangelium das Wort für Jesus steht: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“ – so lautet der erste Vers des Johannesevangeliums, in dem das „Wort“ Jesus bezeichnet. Der Gesamteindruck wird auch stimmig, wenn man sich klarmacht, dass ursprünglich an der Stelle, an der jetzt die Kanzel im Altar hängt, das Kruzifix eingefügt war. Dieses hängt jetzt an der rechten Stirnseite vor dem Chorraum.
Typisch barock sind die Engel, die rechts und links des Altaraufsatzes stehen. Typisch mittelfränkisch ist, dass sie Folterwerkzeuge der Kreuzigung Jesu – Peitsche, Hammer und Nagel – in den Händen halten, zu Gottvater zurücktragen und damit aus dem Verkehr ziehen. Nach der Kreuzigung Jesu soll auf Erden keine Folter mehr geschehen.
Auffällig sind die blaugoldenen Muscheln an der Oberseite der Kanzel sowie in den Kanzelfeldern. Es sind Jakobsmuscheln, die erfolgreiche Pilger des Jakobswegs bis nach Santiago de Compostela in Spanien an ihre Hüte heften durften. Es scheint eine Verbindung zwischen dem alten Jakobsweg und dem Pilgerweg durch Mittelfranken von Kirche zu Kirche gegeben zu haben, dessen berühmteste Station die St.-Jakobs-Kirche in Rothenburg ist.
Das wertvollste Stück der Kirche dürfte der Flügelaltar an der linken Außenseite sein, der laut Ortschronik aus dem Jahr 1510 stammt. Er wurde vom Meister des Martha-Altars in Nürnberg gefertigt, der eine Verbindung zur Riemenschneiderschule hatte – daher die Ausdruckskraft der Gesichter! Nach der Übernahme der „neuen”, der evangelischen Lehre in Nürnberg empfanden die Auftraggeber den Altar als „katholisch” und er gelangte so auf noch ungeklärten Wegen nach Ickelheim.
Im Hauptfeld des Flügelaltars ist Jesus am Kreuz mit Maria und Johannes dargestellt, im unteren Feld die Grablegung.
In früheren Zeiten wurden die Flügel des Altars im Laufe des Kirchenjahres bewegt; auch die Außenseiten sind geschmückt. Dies muss jedoch aus mechanischen Gründen heute leider unterbleiben.
Bemerkenswert in dieser evangelischen Kirche ist der Beichtstuhl direkt neben der Sakristeitür. Er wurde in nachreformatorischen Jahren neu genutzt und blieb der Familie des Pfarrers oder des Lehrers vorbehalten. Wie genau die Beichte darin ursprünglich ablief, ist leider noch unerforscht.
Das schöne alte Chorgestühl stammt aus der Zeit, in der der Deutsche Orden die Kirche nutzte.
Die Kirche wurde 1962/1963 außen renoviert und in den Jahren 1987/1988 noch einmal umfassender: Der gesamte Innenraum wurde neu gestaltet, der Außenaufgang an der Nordseite wurde nach innen verlegt, der alte Backsteinboden wurde wieder sichtbar gemacht und Wände sowie Böden wurden gründlich isoliert. Im selben Jahr wurde die neue Orgel mit drei Manualen und 20 Registern eingebaut.
Als Patron der Ickelheimer Kirche wird in den Gotteshausrechnungen ab 1662 St. Georg genannt, der Heilige, der das Böse in Gestalt eines Drachens vom Pferd aus bekämpft. Bisher hatten die Besucher oft vergeblich in der Kirche nach einer Darstellung des Namenspatrons gesucht. Durch das Zusammentreffen verschiedener glücklicher Umstände konnte im Dezember 1998 das ausdrucksvolle Gemälde „Heiliger Georg mit dem Drachen” aus der Mitte oder dem Ende des 18. Jahrhunderts ersteigert werden. Inzwischen wurde es restauriert und ein passender Rahmen erstellt. Am Kirchweihsonntag 1999 wurde es in einem feierlichen Festgottesdienst für die Verwendung in der Kirche geweiht. Mit dem Bild konnte der Kirche ein Stück ihrer Identität zurückgegeben werden.
Beim Hinausgehen und Umrunden der Kirche erschließt sich eine weitere Besonderheit: Im Kirchturm hatten nicht mehr als drei Glocken Platz, weshalb eine vierte, die Viertelstundenglocke, außen am Turm aufgehängt wurde.
Kirche St. Georg
Schlossgasse 7
91438 Bad Windsheim - Ickelheim
Pfarramt Ickelheim
Oberndorfer Str. 5
91472 Ipsheim
Deutschland
Tel.: 09846237
Mail: pfarramt.ickelheim@elkb.de
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Öffnungszeiten:
Die Kirche ist nur zu den Gottesdiensten geöffnet.